Donnerstag, 24. Mai 2012

Der Geist des Geocachings


Es knallt. Es riecht verschmort. Kurzschluss? Die Techniker im Groundspeak-Headquarter werden hektisch. Es hat einen Server erwischt. Den, auf dem ausschließlich die Fundzahlen der Geocacher gespeichert sind. Datensicherungen? Fehlanzeige. Die Fundzahlen, Grundlage zahlreicher Statistiken, Quelle der Fundzahlbanner und Lebensinhalt zahlreicher Geocacher, sind verloren. Für immer.

Zu unrealistisch?
Na gut, dann anders.

Eines Tages wurden die führenden Mitarbeiter von Groundspeak  nachts vom „Geist des Geocachings“ besucht. Er schlich sich in ihre Träume und führte sie durch herrliche Landschaften, über einfallsreiche Multicaches im Wald, zu schön gestalteten Dosen an interessanten Orten und zu verborgenen Plätzen.
Filmdosen und Petlinge an Verkehrsschildern, Leitplanken und auf Verkehrsinseln lösten sich, wenn sie daran vorbei kamen, mit einem kurzen Blitz in Rauch auf.
Die Mitarbeiter verstanden, was der „Geist der Geocaching“ ihnen damit sagen wollte.
Und da sie alle den gleichen Traum hatten schalteten sie am nächsten Morgen im Headquarter spontan und ohne Ankündigung die Speicherung der Fundzahlen und die Statistikbanner ab.
In Deutschland dachte man zuerst an einen der üblichen Serverfehler, sah das Ganze noch recht locker und twitterte Beiträge wie „Hab keine Signatur mehr. Und ihr so?“.
Als dann aber von Groundspeak die Nachricht kam, dass es sich um keinen technischen Fehler handelte, sondern die Fundzahlen dauerhaft entfernt wurden, brach bei vielen Cachern Panik aus.
Ihr mehrere Kilocaches schweres Banner sollte für immer weg sein? Fundzahlen, für die sie jahrelang Leitplanken und Fallrohre abgesucht, einfallslose Powertrails abgearbeitet und Telefonzellen abgetastet haben – einfach futsch? Ihr hart und bei allen Wettern erkämpfter Platz in der Rangliste der lokalen Platzhirsche – für immer verloren? Ihre Position in der bundesweiten Top-Cacher-Liste – nur noch Schall und Rauch?
Das durfte nicht sein!
Schnell wurden die eigenen Statistik-Aufzeichnungen gecheckt,  Screenshots der einschlägigen Ranglisten angefertigt und  am Rechner Ersatztools gebastelt.
Einige Geocacher fertigten sich eigene Statistikbanner an und fügten sie in ihren Forensignaturen und in ihrem Profil  ein. Ganz links,  vor den Bannern mit den absolvierten T5ern,  dem Ranglistenplatz im Bundesland und den bisherigen Zeckenbissen.
Ein großer Teil der Community war entsetzt und schockiert.
Eine tsunamigleiche Welle der Entrüstung baute sich auf und schwappte bis zum Headquarter in den Staaten.
Doch dort blieb man hart.

Ein Jahr später.

Georg Käscher, früher mal unter den TOP 5 seines Bundeslandes, kehrt mit seiner Familie von einem ausführlichen Multicache mit tollen Stationen heim. Dieser war nicht weit weg, konnte aber in den letzten Jahren vom ihm nicht berücksichtigt werden. Schließlich brachte er nur einen einzigen Punkt und hatte noch nicht einmal einen Bonus.
Erschöpft, aber zufrieden, lässt  sich Georg neben seinem Sohn auf das Sofa plumpsen.
„Du Papa!? Die netten Cacher, die wir vorhin am Finale getroffen haben, wie viele Caches haben die denn schon gefunden?“.
„Keine Ahnung, ich habe sie nicht gefragt.“ sagte Georg. „Aber das ist auch ganz egal. Hauptsache wir hatten alle unseren Spaß.“
„Ja, den hatten wir!“  sagte sein Sohn,  strahlte und murmelte noch leise „Viel schöner als früher immer diese Leitplanken...“.



PS: Dieser Beitrag ist nicht dazu gedacht um jemandem auf den Schlips zu treten, zumal ich mich ja stellenweise selbst wiedererkenne.  ;-)
Cachen und cachen lassen – jeder wie er will!